Wie meine Schwester Layla bereits in unserem ersten Buch ‘Die Vampyr Memoiren – Bohemian Rhapsodies’ erklärte, haben unsere Geschwister letztlich ihrer Idee zugestimmt Amy einige unserer Erlebnisse des Lebens unter den Menschen zu erzählen, so dass diese dann veröffentlicht werden. Da es ihr nicht ganz ungefährlicher Vorschlag war, willigte sie ein als erste ihre Erinnerungen zu erzählen. Jene Erfahrung, die sie unbedingt mit Euch und der Welt teilen wollte, erforderte jedoch, dass ich noch ein wenig zusätzlich zu ihren fehlenden Jahren erzähle.
Es war einer dieser Tage, bei dem bei Amy auftauchte, sodass sie niederschreiben würde, was ich in Erinnerung habe. I brachte ihr einen ihrer liebsten Kaffeegetränke einer bekannten Kaffeebar mit, natürlich vegan und sojafrei. Sobald sie jedoch die Tür öffnete, begrüßte mich ein leeres Augenpaar einer zitternden Amy. Meine anfängliche Vorfreude mit ihr wieder eine sehr interessante und erspriessliche Zeit zu verbringen verschwand im Nu.
“Was ist passiert, Amy?” frug ich besorgt.
Sie konnte kaum ein Wort über ihre Lippen bringen, als Tränen sich bereits ihren Weg in ihre Augen bahnten. Doch hielt sie einen Brief in der Hand, der scheinbar der Auslöser ihres Unbehagens war. Es war ein Brief vom Jobcenter, in dem nach noch mehr Informationen und Bestätigungen gefragt wurde, sowohl Unterstellung von Falschinformationen als auch ein Termin zu einem Vorstellungsgespräch einer eher sehr ungeeigneten Arbeitsstelle für sie.
“Aber die haben doch bereits all die Informationen, nach denen sie fragen, oder?” frug ich.
Amy nickte stumm.
“Und warum wollen die, dass du als Hilfskraft den ganzen Tag irgendwelche Dokumente scannst? Du bist mehr als überqualifiziert für diese Art von Arbeit. Doch davon abgesehen, hast du nicht erwähnt, dass die einen gelben Schein von dir vorliegen haben?” frug ich weiter verdutzt/
“Sie haben alles vorliegen. Das ist wieder einmal pure Schikane. Diese Art von Arbeit ist eher geeignet für ‘nen Studenten oder jemanden ohne abgeschlossene Ausbildung. Auch drohen sie mir meine Gelder innerhalb von zwei Wochen einzufrieren, wenn ich nicht mitarbeite, selbst wenn ein gelber Schein von mir vorliegt. Die machen das irgendwie immer wieder gerade bei Menschen, die eigentlich alles nachgewiesen haben, doch scheinen die wahrlich mehr obsessiv in manchen Akten rumzuwühlen, um irgendwas zu finden, damit ein Problem kreiert wird, wo keines ist. Das hat natürlich seine unter Umständen reichhaltige Auswirkungen bei jedem, bei dem die das machen. Ich habe Angst meine Miete nicht zahlen zu können oder geschweige denn etwas zu essen zu kaufen,” wurde Amy panisch.
“Gib mir bitte die Adresse, ich kümmere mich darum. Jetzt,” bot ich ohne zu zögern an.
“Die haben Bürozeiten, die lassen dich vermutlich gar nicht erst rein,” warnte Amy mich.
“Keine Sorgen, sie werden rein lassen und ich werde sicherstellen, dass sie mir zuhören,” versicherte ich.
Mit dem Brief und damit auch der Adresse in der Hand war ich direkt auf dem Weg zum zuständigen Jobcenter. Wie Amy bereits annahm, stand ich vor verschlossenen Türen, doch spürte ich, dass einige Menschen in dem Gebäude waren. So musste dort jemand sein. Ich klopfte mehrmals an der Tür bis sich ein Sicherheitsmensch aufraffte nachzuschauen.
“Öffnungszeiten sind rum, Sie müssen da nächste Woche wieder kommen,” wies er mich an.
Schade für ihn, dass ich direkten Augenkontakt mit ihm schloss, um ihn zu hypnotisieren.
“Ich habe einen Termin und Sie werden mich herein lassen müssen,” pflanzte ich ihm in seine Gedanken.
Ohne weiteres Zögern öffnete er mir die Tür. Er war sogar noch so freundlich und hilfsbereit mir zu sagen wo ich das Büro der Person finden würde, mit der ich sprechen muss. Mein Weg führte direkt in ein Grossraumbüro mit einigen Büroangestellten, die faul hinter ihren Schreibtischen sassen, Kaffee schlürften und lustige Katzenvideos im Internet anstarrten. Keiner schien meine Anwesenheit bemerkt zu haben.
Ich nahm mir ein Blatt Papier in die Hand und konzentrierte mich kurz drauf. Dann warf ich es in die Luft. Mit einem grossen Bogen wie der eines Boomerangs schnitt sich das Papierblatt durch die Hälse der Bürosesselpupser. Ein interessantes Kunstwerk einer schönen Blutspur verteilt sich an den Wänden. Ein Büromensch blieb von dem Papierblatt unversehrt. Ich gebe zu, dies war nicht unbedingt einer meiner besten Momente, gar ein eher dürftiger. Doch so manches Mal mag ich meine Impulse nicht unterdrücken.
“Ich nehme an, ich habe nun Ihre Aufmerksamkeit,” lächelte ich verschmitzt.
Der Mitarbeiter schaute sich geschockt um, sprang panisch auf und als er gerade einen Alarmknopf betätigen wollte, stand ich bereits direkt vor seinem Schreibtisch.
“Das würde ich an Ihrer stelle nicht tun. Wir haben eine Angelegenheit zu klären. Setzen Sie sich ruhig hin und hören Sie zu,” brachte ich ihn mit meiner Hypnose dazu sich langsam wieder in seinen Stuhl zu setzen.
“Danke für Ihre Mitarbeit,” quälte ich mir ein erneutes Lächeln hervor.
Ich händigte ihm den Brief, der an Amy gesandt wurde und bat ihn ihre Akte aufzurufen. Wenige Sekunden später, erschien diese auf seinem Bildschirm.
“Sie können die aktuelle Nachfrage als erledigt notieren. Ausserdem ist nie nicht umgezogen,” teilte ich ihm kurz und knapp mit.
“Dafür brauch ich aber weitere Nachweise,” entgegnete er.
“Ich bin mir sicher, Sie haben alles vorliegen, was Sie brauchen. Schauen Sie noch einmal nach,” legte ich ihm mit einem tiefen Blick in seine Augen ans Herz.
“Oh, Sie haben recht. Ich habe alles vorliegen, was ich brauche,” meinte er überrascht.
“Sehen Sie, Sie brauchen keine weiteren Nachweise. Ach und noch etwas, bitte stellen Sie sicher, dass jegliche weitere Zuschüsse ihr gewährt werden,” ordnete ich ihm etwas aufmüpfig an.
Nur wenige Klicks später nickte er. “Alle zusätzlichen Gelder werden ihr gewährt.”
“Fantastisch. Nun müssen Sie der Akte noch eine kleine weitere Notiz hinzufügen, dass Ihre Akte nicht erneut überarbeitet werden muss, für sagen wir die nächsten hundert Jahre,” trug ich ihm auf.
Der Mitarbeiter haute sofort in die Tasten, einige Klicks und mehrere OKs später schaute er mich wartend an.
“Ich nehme an, die Angelegenheit ist hiermit erledigt, haben Sie noch einen schönen Tag,” lächelte ich ihn an, nahm Amy’s Brief von seinem Schreibtisch und entschwand ohne weitere Spuren von mir zu hinterlassen.
Angesichts dessen, dass jeder von seiner Regierung wie ein Angestellter behandelt wird, selbst wenn manche aus den unterschiedlichsten Gründen nicht arbeiten (können), sollte man doch auch entsprechend bezahlt werden.
– Horatio.
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