Nach einer Weile fand ich sie. Fest zusammengekauert zu einem einzigen Knoten auf dem Weg einer Seitenstrasse, zitternd, nach Luft schnappend, nicht in der Lage zu sprechen. In den dunklen Schatten einiger Büsche auf der gegenüberliegenden Strassenseite machte ich eine bucklige Kreatur aus, die bereits sehnsüchtig darauf wartete eine verzweifelte Person in ihrer misslichen Lage auszubeuten.
“Oi, Lutscher!” rief ich, “Es gibt hier nichts für dich zu finden, verschwinde,” fauchte ich und liess meine blitzenden spitzen Fangzähne hervortreten.
Da Amy sich nicht mit Worten verständigen konnte, schaute ich in ihre Gedanken, was mit ihr geschah. Irgend etwas in dem Nachtclub hat eine ihrer zutiefst dunkelsten Erinnerungen wach gerufen, die sie die selben Momente ihrer Vergangenheit innerhalb weniger Sekunden immer und immer wieder folternd durchleben liessen.
“Amy, schau mich an,” versuchte ich sie aufzufordern. Langsam hob Amy ihren Kopf und ich konnte mich mit tiefen Augenkontakt mit ihr verbinden. “Du bist Amy. Du bist Amy Black. Du bist genau hier und nicht wo deine Gedanken dich hingebracht haben. Du musst das nie wieder durchleben.”
“Einfacher gesagt als getan,” brachte Amy schluchzend in ihrer Verzweiflung hervor.
“Komm, lass mich dich Heim bringen, ok?” schlug ich ihr besänftigend vor.
Ich hob Amy in meine Arme und eilte mit ihr in Lichtgeschwindigkeit nach Hause. Gleichzeitig gab ich Horatio Bescheid. Er wartete bereits vor ihrer Haustür, als wir ankamen. Wir liessen sie die Türen aufschliessen und setzen sie auf ihr Sofa. Kaum gelang es ihr aufzuhören zu schluchzen. Plötzlich machte sie den Anschein brechen zu müssen. Horatio und ich bereiteten ihr Platz, um ins Badezimmer zu rennen, doch dazu kam es nicht. Stattdessen warf es sie mit einem heftigen Schwung auf alle Viere auf den Boden, nach Luft schnappend und gleichzeitig fast am brechen. Die bösartige Panik hatte vollkommene Kontrolle über sie erlangt. Hätten wir es nicht besser gewusst, hätte man leicht den Eindruck gewinnen können, sie sei von einem Dämon besessen, was sie tatsächlich nicht wirklich war.
Horatio setzte sich geduldig vor ihr hin und schaute sie ruhig an, als ein hilfesuchendes Augenpaar seinen Blick kreuzte.
“Ich kann all jene Erinnerungen aus deinem Kopf verschwinden lassen, wenn du magst. Doch haben diese Erlebnisse dich zu der Person gemacht, die du heute bist. Wenn ich diese Erinnerungen nehmen würde, mag dein Leben sehr anders aussehen. Du könntest das verlieren, was dich ausmacht. Auch kann es erheblich deine wunderbare Kreativität beeinflussen. Du wirst sie vielleicht nicht mehr haben oder zumindest nicht mehr in dem Umfang. Es wäre eine Schande, wenn die Welt eine solch talentierte Künstlerin verlieren würde oder gar nie zu Gesicht bekäme. Du wärest wie ein Neugeborenes, welches kaum Lebenserfahrungen hat, was letztlich keine Garantie ist, dass nichts ähnliches dir erneut widerfahren würde. Manche Dinge sollen geschehen, so abscheulich es klingen mag.”
Amy kämpfte mit sich auf dem Boden und begann zu glauben jeden Moment zu sterben.
“Alternativ kann ich dich vom Schmerz befreien. Dein Schmerz ist das, was dich darin hindert dein Leben zu leben, deine Kreativität voll auszuleben und das Leben der Person zu leben, die du eigentlich bist,” bot Horatio an.
Amy nickte nur kurz in ihrer dumpfen Verzweiflung, Sie wollte den ganzen Schmerz nicht mehr spüren, der ihr ständig wiederkehrend so viel Elend bereitete.
Horatio schaute ihr wieder tief in die Augen und sagte: “Du hast nicht allzu viele positive Erfahrungen mit Menschen in der Vergangenheit gemacht. Du darfst dir sicher sein, dass ich nicht hier bin, um dort Salz in die Wunde zu streuen. Ich werde dir helfen. All der Schmerz, den du je empfunden hast, ist verschwunden. All der Schmerze mit einem solchen Einfluss auf dein Leben mit deinen Erfahrungen aus der Vergangenheit kümmert dich nicht mehr. Schmerz wird fuer dich zu einem wertlosen Gefühl. Was auch immer dir all diesen Schmerz in deiner Seele ausgelöst hat, verschwindet. Heute war ein schlechter Tag. Jeder neue Tag wird nun besser. Mit jedem vorbeiziehenden Tag wird dein Schmerz weiter abklingen und dir dafür erlauben dein wahres authentisches schmerzfreies Ich zu leben, sodass du Leben voll und ganz geniessen kannst. Keiner wird dich je wieder so verletzen. Ich werde persönlich dafür Ausschau halten. Du bist frei. Du bist frei von dem Schmerz, den dir andere Menschen jemals zugefügt haben.”
Innerhalb weniger Sekunden beruhigte Amy sich, setzte sich auf ihr Sofa nieder und ihre Augen begannen auf magische Weise an aufzuleuchten, gar zu strahlen.
“Danke, Horatio. Ich fühle mich unheimlich erleichtert. Ich habe endlich das Gefühl frei atmen zu können,” seufzte Amy als sei das Gewicht der Welt von ihren Schultern verschwunden.
Es war nur ein Leben, welches Horatio an dem Tag in bessere Wege leiten konnten. Mehr Leben wollen wir auf einen besseren Weg bringen indem wir unsere Erinnerungen Amy erzählen, der wir unsere Memoiren anvertraut haben zu veröffentlichen.
– Layla. Anfang verpasst? Gleich Teile 1, 2, 3, 4, 5 und 6 nachlesen!
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